Schwein gehabt? - von Heike Wiese

 

 

Oder wie ich auszog um mehr über Schweinemast an sich und Tierwohl im Besonderen zu erforschen.

Es begab sich einmal und leider nicht in früher Zeit, sondern im Hier und Jetzt, dass ein Landwirt sich überlegte:“ Da habe ich Land, gut, ich bin gelernter Schweinebauer, gut, ich habe Geld zu viel oder werde von der EU gefördert, gut, also was mache ich mit diesen 3 Faktoren?“

 

Unserer Bauer Bullmann denkt sich: „ Alle drei Punkt laufen bei mir zusammen und dann baue ich doch einen Schweinemastbetrieb auf und werde ganz reich und erreiche Wohlstand“.

Und wenn er nicht gestorben ist, stopp, stopp, so gehen moderne Märchen, die sich mit Umweltzerstörung, Grundwasserproblemen, Tierwohl und menschlichem Wohlergehen herumschlagen müssen, nicht aus.

Hier bleibt auch immer die Frager zu stellen cui bono?

 

Gehen wir doch gemeinsam auf Spurensuche vom lebenden Ferkel zum Schnitzel und schauen wie viel oder wie wenig märchenhaft die Welt der Tiere sein kann und welches Leben erwartet die Schweine von Bauer Bullmann?

 

 

Das Leben eines Mastschweins

 

Wie lebt ein Mastschwein auf dem Bauernhof? Wir blicken zusammen hinter die Kulissen eines Bauernhofs mit Mastschweinen. ( bauernhof.net – Landwirtschaft für groß und klein)

 

 

Allgemein

 

Ein Mäster bekommt 2,7 Mal pro Jahr Schweine. Das bedeutet, dass er ca. alle 19 Wochen neue Schweine in den Maststall einstallt. Entweder kauft der Mäster die Schweine von einem landwirtschaftlichen Betrieb, der Zuchtsauen hat, zu oder er übernimmt sie aus dem eigenen Betrieb, wenn der Landwirt außer den Mastschweinen auch Ferkel erzeugt.

 

Das Leben des Mastschweins fängt mit dem Einstallen in den Maststall an. Hier werden die Schweine mit mehr als 25 kg in Buchten eingestallt.

Die Anzahl der Tiere in den Buchten ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich und liegt zwischen 10 und 40 Tieren. Wenige Betriebe haben sogenannte „Mega-Gruppen“, wo 200 bis 400 Tiere in einer großen Bucht zusammen leben.

 

Tag 1 - Die Vormast

 

Die Vormast beginnt mit dem Einstallen. Hier wird ein ähnliches Futter wie im Ferkelbereich eingesetzt. Die Schweine müssen sich nach dem Transportstress nicht an ein komplett anderes Futter gewöhnen und fühlen sich wie zu Hause. Außerdem haben die Schweine immer Zugang zu frischem Wasser. Dies wird durch Tränken gewährleistet, die sich in der Bucht befinden. Für 12 Tiere wird eine Tränke gesetzlich vorgeschrieben.

 

Wo her kommt die Wasserversorgung im Bauer Bullmanns Stall?

 

Tag 30 - Die Mittelmast

 

Die Schweine wachsen weiter und sind ca. 14 Wochen alt. Sie haben ein Gewicht von ca. 48 kg erreicht. Mit dem angebrachten Spielzeug kommen die Schweine ihrem natürlichen Erkundungsverhalten nach und vertreiben sich die Zeit. Als positiver Nebeneffekt ergibt sich die Förderung des Sozialverhaltens. Die Tiere bearbeiten das veränderbare Material durch Kauen und Lecken. Außerdem werden Artgenossen benachbarter Buchten zum Spielen angeregt, wenn das Beschäftigungsmaterial an der Trennwand zwischen zwei Buchten angebracht wird.

 

Sieht der Stall von Bauer Bullmann auch so artegerecht aus?

 

Tag 60 - Die Endmast

 

Mit ca. 75 kg und einem Alter von 19 Wochen kommen die Schweine in den letzten Abschnitt der Mast. Nach 60 Masttagen haben die Schweine ihre leistungsstärkste Phase. Sie nehmen pro Tag ca. 920 Gramm zu. Die Mastschweine brauchen ca. 2,4 kg Futter täglich, um diesen Gewichtszuwachs zu erreichen.

 

Wieviel Liter Gülle produziert ein Schwein pro Tag,? Wohin mit der Gülle?

 

Die Bestandteile von Gülle

95% Wasser

5% feste Stoffe

Was ist in der Gülle enthalten?

Gülle besteht zum größten Teil aus Wasser mit darin gelösten Nährstoffen und organischer Substanz sowie einigen Mineralstoffen. Wie hoch die jeweiligen Anteile sind, hängt von vielen Faktoren wie beispielsweise der Tierart, der Fütterung und der Zuleitung von Niederschlagswasser ab. Der Trockensubstanzanteil, also der Anteil fester Stoffe in der Gülle, liegt bei Schweinegülle bei 3 bis 7% . In der Gülle sind die für die Pflanzen wichtigen Hauptnährstoffe Stickstoff (N), Phosphat (P2O5),Kalium (K2O) sowie Magnesium (MgO) enthalten. Außerdem kommen noch zahlreiche Spurennährelemente vor (Quelle: Landwirtschaftskammer NRW).

 Die Düngeverordnung regelt,

§ dass Bauern vor dem Gülle ausbringen den Düngebedarf der zu düngenden Feldfrucht ermitteln müssen,

§ dass es klare Obergrenzen für die Menge an Nährstoffen gibt, die eingesetzt werden dürfen, zum Beispiel beim Stickstoff maximal 170 kg/ha und Jahr von organischen Düngern wie zum Beispiel Gülle,

§ dass Bauern nur zu bestimmten Jahreszeiten Gülle (und andere Düngemittel) ausbringen dürfen. Für Gülle gilt die Sperrfrist zum Beispiel bis zum 31. Januar,

§ dass Gülle nur ausgebracht werden darf, wenn der Boden aufnahmefähig, also nicht zu nass ist.

§ dass Bauern für die Zeit der Sperrfrist ausreichende Lagerkapazitäten bereitstellen müssen. Zusätzlich muss auf einen Sicherheitsabstand zu Gewässern geachtet werden. Auf einem unbestellten Acker ist die Gülle innerhalb von 4 Stunden nach der Aufbringung einzuarbeiten.

Warum stinkt Gülle?

Die Landwirtschaftskammer erklärt dies so: „Gülle setzt vornehmlich vier Gase frei: Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), Ammoniak (NH3) und Schwefelwasserstoff (SH2). Den für die meisten Menschen unangenehmen Geruch bei der Gülleausbringung verursachen vor allem der Schwefelwasserstoff sowie die leicht flüchtigen organischen Substanzen. Diese Gase sind in den bei der Gülleausbringung entstehenden Mengen nicht gesundheitsgefährdend, da sie sich mit der Luft mischen und sofort stark verdünnt werden. Der Landwirt ist gesetzlich dazu verpflichtet, Gülle auf Ackerland schnell in den Boden einzuarbeiten.

 

Wieviel von der Gülle aus dem Stall von Bauer Bullmann geht dann in Grundwasser und damit ins Trinkwasser?

 

 

Tag 90 - Das Aussortieren

Ab dem 90sten Tag auf dem Mastbetrieb haben die ersten Schweine das Endgewicht von um die 118 kg erreicht. Somit werden sie aussortiert und mit dem Viehtransporter zum Schlachthof gebracht.

Wie läuft der Lasterverkehr über die relativ schmalen und nicht für ständigen Fahrbetrieb ausgelegten asphaltierten Weg auf den Birlenbacher Höhen, denn Straße dazu zu sagen, wäre schon eine zu größe Ehre.

Ein Rechenbeispiel: Ein gewöhnlicher Pkw mit einer Tonne Gewicht drückt mit 500 Kilo pro Achse auf die Straße. Bei einem vierachsigen 30-Tonner lasten pro Achse 7,5 Tonnen auf der Straße, das ist das 15-Fache. Das Vierte-Potenz-Gesetz sagt nun: Die Belastung für die Straße und damit der angerichtete Schaden ist pro Achse nicht 15-mal so groß wie beim Pkw, sondern der Faktor beträgt 15 , also 15x15x15x15, das ist 50.625.

Da unser Beispiel-Lkw außerdem doppelt so viele Achsen hat wie der Pkw, schädigt er die Straße sogar mehr als 100.000-mal so stark.

Und das heißt: Bei ihren Berechnungen können die Ingenieure die Personenwagen eigentlich vernachlässigen, die Abnutzung der Straße erfolgt im Wesentlichen durch die Laster. (Beansprucht ein Lkw die Straße 10.000-mal so stark wie ein Pkw? Eine Kolumne von Christoph Drösser/Zeit-Online)

 

Solle der Steuerzahler Bauer Bullmann die Straßen finanzieren, damit seine Schweine abtransportiert werden können? Warum wählt er nicht einen Bauplatz an dem die Andienung schon vorhanden ist?

 

 

Tag 110 - Das Ausstallen

Nach ca. 110 Tagen haben alle Schweine eines Durchgangs das Schlachtgewicht erreicht. Sie werden ausgestallt, verladen und mit dem LKW zum Schlachthof gefahren. Jetzt ist das Reinigen der Ställe an der Zeit. Wie das gemacht wird, erfahrt ihr unter Reinigung. Hier erfahrt ihr den Ablauf der Reinigung eines Maststalls

1.) Als erstes wird der Stall bzw. das Abteil eingeweicht. Dies passiert mit Hilfe der Einweichanlage. In einem Abteil sind in regelmäßigen Abständen Düsen unter der Decke angebracht. Diese hängen auf ca. 2,50 Meter Höhe. Durch ein Wasserleitungssystem sind diese mit einander verbunden. In regelmäßigen Abständen wird Wasser automatisch im Abteil oberflächig verteilt. Die Abstände und die Dauer der Bewässerung können durch eine Zeitschaltuhr eingestellt werden. Wenn der Dreck im Abteil gut eingeweicht ist, folgt der nächste Schritt.

2.)Mit dem Hochdruckreiniger werden alle Ecken ausgespritzt, so dass kein Dreck mehr übrig bleibt. Die Decke, die Wände, die Aufstallungen, das Beschäftigungsmaterial, die Tröge, die Tränken und natürlich der Boden, also die Spalten, werden gründlich gereinigt. Dieser Vorgang dauert etwa drei Stunden pro Abteil bei einem Fassungsvermögen von etwa 280 Schweinen. Diese Zeit kann natürlich je nach Größe des Abteils variieren.

3.) Nachdem das Abteil getrocknet ist, wird ein Desinfektionsmittel ausgebracht. Dieser Vorgang sorgt dafür, dass Keime abgetötet werden und die Ferkel ein sauberes Zuhause beziehen können. Die Desinfektion erfolgt entweder mit dem Hochdruckreiniger und einer Schaumlanze, in die das Desinfektionsmittel eingefüllt wird und manuell ausgebracht wird, oder mit Hilfe der Einweichanlage. Bei der ersten Variante muss sich der Landwirt in dem Raum aufhalten, in dem er das Mittel verteilt. Trotz persönlicher Schutzmaßnahmen ist dies nicht die beste Variante. Mit Hilfe eines fahrbaren Anmischbehälters wird ein Gemisch erzeugt. Hier werden Wasser und Desinfektionsmittel nach genauer Berechnung der anzuwendenden Menge gemischt. Durch einen Schlauch (hier gelb) werden dieser Anmischbehälter und die Einweichanlage verbunden, sodass die Pumpe des Anmischbehälters das Gemisch in das Leitungssystem pumpen und verteilen kann. Dies spart Arbeitszeit und der Landwirt ist außerhalb des zu desinfizierenden Raumes.

4.) Als nächster folgt die eigentliche Reinigung. Diese wird mit einem Hochdruckreiniger durchgeführt. Auf dem Bild ist so ein Hochdruckreiniger abgebildet. Auf der großen Trommel, die auf dem Gerät befestigt ist, ist der Schlauch aufgewickelt, damit die letzte Ecke eines Abteils erreicht werden kann.(bauernhof.net -Landwirtschaft für groß und klein) Zum Schutz vor Dreck und Wasser zieht man einen Overall an, der wasserdicht ist. Wenn alles aufgebaut ist, kann es los gehen. Nach erfolgreicher Fertigstellung der Reinigung sieht das Abteil etwa so sauber aus.

 

Wohin entwässert Bauer Bullmann sein verseuchtes Abwasser? Ist die örtliche Kläranlagen daraufhin konzipiert derart verseuchtes Wasser zu klären bzw. in Trinkwasser zurückzuverwandeln oder finden wir demnächst alle chemischen und natürlichen Teilchen des Schweinemastbetriebs in unserem Trinkwasser, unserem Kaffee? Kommt das Fleich auf unserem Teller von Tieren, die artgerecht gehalten werden?

 

Wir als Verbraucher haben die Macht Schweinemastbetriebe wie von Bauer Bullmann zu verhindern, indem wir nicht mehr täglich Wurst und Fleisch essen und statt das billige Fleisch beim Discounter mal eher zum Fleisch vom Metzger greifen, der uns genau sagen kann, woher das Fleisch stammt. Billig bedeutet nicht automatisch auch qualitativ wertvoll und ökologisch verträglich.